CD-ROM Beurteilung von Uli Schuster
Verlag Lexica CD-ROM Kunst erleben "Jugendstil"; 
PC und Mac, ISBN 3-89694-850-4, DM 88.20

Die CD stellt in multimedialer Form die Epoche des Jugendstils dar anhand von Werken aus Malerei, Grafik, Glas, Keramik, Metall, Schmuck, Möbel, Architektur sowie einem Blick in die Sezessionsausstellung von 1902 in Wien. Dieser Werkbestand läßt sich erschließen über drei Lexika: Werklexikon, Personenlexikon, Sachlexikon oder er kann abgerufen werden über drei verschiedene geführte Zugänge, eine Stilkunde, die Überblickartig die Zentren europäischer Kultur ansteuert und mit Künstlernamen, Werken und Merkmalen vorstellt, einen topografischen Überblick  über die wichtigsten Ereignisse in den europäischen Zentren des Jugendstils zwischen 1861 und 1908 oder eine Zeitreise in mehreren Stationen zwischen Technikentwicklung, Kleidung, Bildung, durch die ein Zeitgenosse als Moderator führt.

Die Navigation ist im geführten Teil ebenso einfach und übersichtlich wie in den Lexika, wo man sich jeweils in einem alphabetisch geordneten Register bewegt und die Werke in Miniaturausgabe angezeigt werden. Die guided tour kann jederzeit verlassen werden, selbst gesprochene Texte lassen sich beenden. Die Stilkunde präsentiert zu einem Stichwort jeweils einen Bildschirm mit einem großen Hintergrundbild, das von mehreren (3 bis 6) kleinen Bildfenstern und einem Textfenster überlagert wird. Dazu kommen meist noch eine bis zwei Tonquellen (on screen und off screen). Durch Klick auf eines der Bilder gelangt man ins Werkverzeichnis und kann sich die Bilder (durchschnittliche Größe von 300 x 400 Pixel bei 72 DPI Auflösung) ohne Überlagerung und in einer Ausschnittvergrößerung ansehen. Dabei kann es leicht passieren daß man nicht mehr aus dem Werklexikon herausfindet und damit den Faden durch die Stilkunde verliert.
Die Bilder sind von ausreichender Qualität, ein Herauslösen und Bearbeiten ist, wie im übrigen auch bei den Texten, nicht vorgesehen. Die Auflösung ist so gut, daß sich ein einstufiger Zoom ins Bild ohne Qualitätsverlust durchführen läßt. Dem Vergleich mit einem Dia hält das natürlich nicht stand und auch auf dem PC hat man schon besseres gesehen. Der enzyklopädische Ansatz der CD überwiegt ganz klar den Anspruch, den man an ein Kunstlexikon stellen würde
Einzelne Bildschirme lassen sich mit einem Lesezeichen markieren. Damit kann man z.B. aus dem Werkverzeichnis aber auch aus der Zeitreise seine eigene Diashow zusammenstellen und auch abspeichern.
Die Texte der Lexika sind in kleiner Schrift nahe an der Grenze der Lesbarkeit in einem kleinen Textfenster dargestellt; sie sind im geführten Teil jeweils so stark komprimiert, daß sie in unterschiedlich große Textfenster passen. Sie enthalten Hyperlinks über die man in die einzelnen Lexika kommt, Lebensläufe, Bilder, Erklärungen erhält. Hier haben die Autoren der CD aus Problemen des Vorläufers "Romantik" gelernt. Man hat die Zahl der Hyperlinks reduziert und das Scrollen im Text vermieden. Im lexikalischen Teil hingegen ist die Mehrzahl der Texte nach wie vor zum Scrollen obwohl eine Vergrößerung der Textfenster um 50% durchaus  möglich gewesen wäre und damit die meisten Texte ganz darstellbar gewesen wäre. Die Zahl der Hyperlinks im lexikalischen Teil steigt naturgemäß an, was nicht unbedingt einer besseren Orientierung dient, sondern zum Springen einlädt.

Die CD ist eher eine sehr detailreiche Landkarte als ein "Wegweiser". Wer eine Ahnung hat, wo er hin will, dem wird geholfen. Die Aufbereitung der Epoche ist unschlagbar vielseitig, allerdings eher für jemanden fruchtbar, der bereits seine eigene Suchstrategie entwickeln kann. Als Erweiterung, Nachbereitung eines Unterrichts im Fach Kunst der 10., 11. oder 12. Jahrgangsstufe gut denkbar. Zur Ausarbeitung von Referaten in der Oberstufe sind die Lesezeichen hervorragend geeignet. Was im Unterricht oft zu kurz kommt, die Einbettung eines Stils, Werks, einer Biografie in die Zeit, kann mit Hilfe des hier angebotenen Materials hervorragend geleistet werden. Man kann sich durchaus eine Unterrichtsstunde vorstellen, wo man mit Teilen aus der CD und mittels Projektion über einen Beamer den Einstieg in die Epoche der Jahrhundertwende , einen Überblick über die Zentren der Epoche und wesentliche Ereignisse oder auch einen Fokus auf einzelne Künstler und ihre Hauptwerke gibt (Stilkunde, Zeitreise, Zentren, eigene Diashow).