Aus
verschiedenen Gründen kam in diesem Schuljahr keine Studienreise
der Referendare nach Rom zu Stande. Um die schon lange im Voraus gebuchten
Betten nicht stornieren zu müssen und eine bewährte Tradition
des Luitpold-Gymnasiums nicht zu unterbrechen, durfte unser Leistungskurs
Kunsterziehung kurzfristig einspringen. Die Unternehmung erwies sich
in mehrfacher Hinsicht als gewinnbringend. Mancher Schüler des
Kurses ist mittlerweile dabei, die Anregungen dieser Kursfahrt in eine
Facharbeit umzusetzen und einen Beitrag zu den an anderer Stelle in
diesem Jahresbericht beschriebenen Projekten auszuarbeiten, deren Ergebnisse
demnächst auch auf der Homepage (www.kusem.de) unseres Gymnasiums
zu sehen sein werden.
Die Reise begann mit einer nur mäßig komfortablen Nacht im
Zug. Der erste Weg führte uns nach Auspacken der Koffer auf das
Kapitol. Auch Schülern des Kurses, die nicht zum ersten Mal in
der Ewigen Stadt waren, wurde schon bei diesem ersten Blick über
die Dächer der Stadt klar, dass eine Woche nur dazu dienen kann,
erste Anregungen zur Begegnung mit Rom zu bieten. Nach kurzen Umwegen
über das Santo Bambino in Aracoeli und beeindruckenden Apsismosaik
der Kirche der beiden Heiligen Cosmas und Damian nutzte der Kurs das
schöne Wetter um auf dem Forum zu zeichnen.
Eine schon im Vorfeld bewirkte Sondererlaubnis der Sopraintendenza des
Forum öffnete uns die ansonsten stets streng verschlossenen Türen
der bereits im 9. Jh. durch einen Erdrutsch verschütteten Kirche
Santa Maria antiqua mit seinen byzantinischen Fresken. Der Zufall wollte
es dann auch noch, dass ein deutscher Restaurator uns die berühmte
Palimpsestwand ganz aus der Nähe, vom Gerüst aus zeigte. Nachdem
uns der Weg über S. Clemente auch noch in die Sylvesterkapelle
in S. Quattro Coronati geführt hatte, deren berühmte Fresken
die Schüler aus ihren Geschichtsbüchern kannten, stellten
sich erste Anzeichen einer Ermüdung der Gruppe ein, die eine Heimkehr
ins Quartier und relativ frühe Bettruhe unumgänglich werden
ließen.
Der
zweite Tag führte uns in die reichen Sammlungen des Vatikan, wobei
wir auchhier die Zeit und das herrliche Wetter zum Zeichnen nutzen konnten.
Es erübrigt sich an dieser Stelle die Schätze auch nur andeuten
zu wollen, an denen unsere Augen vorüberwanderten. Dennoch empfanden
viele den abendlichen Besuch der Villa Borghese und vor allem die Figuren
Berninis noch einmal als eine Steigerung. Tags darauf begannen wir mit
dem Lateran, erlebten eine sehr kundige Führung in den Domitilla-Katakomben,
bevor wir nach Ostia hinausfuhren, um hier die Seele baumeln zu lassen
und im Grünen zu zeichnen und zu malen. Am nächsten Morgen
durchstreiften wir das Ghetto bis hin zur Bocca della Verità,
überfielen eine Strassenpizzeria beim Forum, die unsere Gruppe
bereits am ersten Tag leergegessen hatte und begegneten, so gestärkt,
dem Moses Michelangelos. Nahe bei Santa Maria Maggiore studierten wir
auch die kostbaren Mosaiken der juwelhaft reich dekorierten kleinen
Kapelle S. Zeno in S. Prassede.
Im neu eröffneten Nationalmuseum des Palazzo Massimo alle Terme
wurden wir bereits erwartet, da die hier kostbar gehüteten antiken
Wandmalereien, nur unter den strengen Augen des Aufsichtspersonals und
zeitlich genau limitiert zu sehen sind. Das Paradiesgärtlein der
Casa di Livia sollte uns - nach unserer Heimkehr in München - Anlass
dazu sein eine moderne Abwandlung dieses Themas für das Kollegstufenzimmer
der Schule zu projektieren. Wenn alles gelingt, dann werden unsere Arbeiten
an diesen Malereien bis Oktober fertig sein. Dieser
Tag der längsten Wanderungen führte uns zuletzt an die Fontana
di Trevi und es wird sich wohl jeder unserer Schüler, der die letzten
gerade noch gültigen Mark- oder Liremünzen ins Wasser warf,
trotz aller Strapazen, seine baldige Rückkehr nach Rom gewünscht
haben. Der letzte Tag galt dem barocken Rom, mit den beiden großartigen
Jesuitenkirchen, dem drastischen Realismus Caravaggios in der Franzosenkirche
und natürlich der Piazza Navona und der Spanischen Treppe. Hier
in der Altstadt erinnerte die Schüler vieles an München, nicht
nur der Barock, sondern auch die mittelalterliche Dominikanerkirche
S. Maria sopra Minerva, deren Münchner Doppelgänger wir in
der Ludwigskirche ausgemacht haben. So manch einer von uns kam letztlich
jedoch angesichts des Pantheons zur Überzeugung, dass ein Besuch
Roms mehr wirkliche Begegnung mit Kunst und unserem kulturellem Erbe
bedeutet als 100 Stunden Unterricht im Zeichensaal. Wir alle kehrten
jedenfalls bereichert und glücklich nach Hause und zehren bis heute
von diesen fünf Tagen in Rom.
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