Exkursion des Leistungskurses Kunst nach Rom
von Martin Gensbaur
 

Aus verschiedenen Gründen kam in diesem Schuljahr keine Studienreise der Referendare nach Rom zu Stande. Um die schon lange im Voraus gebuchten Betten nicht stornieren zu müssen und eine bewährte Tradition des Luitpold-Gymnasiums nicht zu unterbrechen, durfte unser Leistungskurs Kunsterziehung kurzfristig einspringen. Die Unternehmung erwies sich in mehrfacher Hinsicht als gewinnbringend. Mancher Schüler des Kurses ist mittlerweile dabei, die Anregungen dieser Kursfahrt in eine Facharbeit umzusetzen und einen Beitrag zu den an anderer Stelle in diesem Jahresbericht beschriebenen Projekten auszuarbeiten, deren Ergebnisse demnächst auch auf der Homepage (www.kusem.de) unseres Gymnasiums zu sehen sein werden.
Die Reise begann mit einer nur mäßig komfortablen Nacht im Zug. Der erste Weg führte uns nach Auspacken der Koffer auf das Kapitol. Auch Schülern des Kurses, die nicht zum ersten Mal in der Ewigen Stadt waren, wurde schon bei diesem ersten Blick über die Dächer der Stadt klar, dass eine Woche nur dazu dienen kann, erste Anregungen zur Begegnung mit Rom zu bieten. Nach kurzen Umwegen über das Santo Bambino in Aracoeli und beeindruckenden Apsismosaik der Kirche der beiden Heiligen Cosmas und Damian nutzte der Kurs das schöne Wetter um auf dem Forum zu zeichnen.
Eine schon im Vorfeld bewirkte Sondererlaubnis der Sopraintendenza des Forum öffnete uns die ansonsten stets streng verschlossenen Türen der bereits im 9. Jh. durch einen Erdrutsch verschütteten Kirche Santa Maria antiqua mit seinen byzantinischen Fresken. Der Zufall wollte es dann auch noch, dass ein deutscher Restaurator uns die berühmte Palimpsestwand ganz aus der Nähe, vom Gerüst aus zeigte. Nachdem uns der Weg über S. Clemente auch noch in die Sylvesterkapelle in S. Quattro Coronati geführt hatte, deren berühmte Fresken die Schüler aus ihren Geschichtsbüchern kannten, stellten sich erste Anzeichen einer Ermüdung der Gruppe ein, die eine Heimkehr ins Quartier und relativ frühe Bettruhe unumgänglich werden ließen.

Der zweite Tag führte uns in die reichen Sammlungen des Vatikan, wobei wir auchhier die Zeit und das herrliche Wetter zum Zeichnen nutzen konnten. Es erübrigt sich an dieser Stelle die Schätze auch nur andeuten zu wollen, an denen unsere Augen vorüberwanderten. Dennoch empfanden viele den abendlichen Besuch der Villa Borghese und vor allem die Figuren Berninis noch einmal als eine Steigerung. Tags darauf begannen wir mit dem Lateran, erlebten eine sehr kundige Führung in den Domitilla-Katakomben, bevor wir nach Ostia hinausfuhren, um hier die Seele baumeln zu lassen und im Grünen zu zeichnen und zu malen. Am nächsten Morgen durchstreiften wir das Ghetto bis hin zur Bocca della Verità, überfielen eine Strassenpizzeria beim Forum, die unsere Gruppe bereits am ersten Tag leergegessen hatte und begegneten, so gestärkt, dem Moses Michelangelos. Nahe bei Santa Maria Maggiore studierten wir auch die kostbaren Mosaiken der juwelhaft reich dekorierten kleinen Kapelle S. Zeno in S. Prassede.
Im neu eröffneten Nationalmuseum des Palazzo Massimo alle Terme wurden wir bereits erwartet, da die hier kostbar gehüteten antiken Wandmalereien, nur unter den strengen Augen des Aufsichtspersonals und zeitlich genau limitiert zu sehen sind. Das Paradiesgärtlein der Casa di Livia sollte uns - nach unserer Heimkehr in München - Anlass dazu sein eine moderne Abwandlung dieses Themas für das Kollegstufenzimmer der Schule zu projektieren. Wenn alles gelingt, dann werden unsere Arbeiten an diesen Malereien bis Oktober fertig sein. Dieser Tag der längsten Wanderungen führte uns zuletzt an die Fontana di Trevi und es wird sich wohl jeder unserer Schüler, der die letzten gerade noch gültigen Mark- oder Liremünzen ins Wasser warf, trotz aller Strapazen, seine baldige Rückkehr nach Rom gewünscht haben. Der letzte Tag galt dem barocken Rom, mit den beiden großartigen Jesuitenkirchen, dem drastischen Realismus Caravaggios in der Franzosenkirche und natürlich der Piazza Navona und der Spanischen Treppe. Hier in der Altstadt erinnerte die Schüler vieles an München, nicht nur der Barock, sondern auch die mittelalterliche Dominikanerkirche S. Maria sopra Minerva, deren Münchner Doppelgänger wir in der Ludwigskirche ausgemacht haben. So manch einer von uns kam letztlich jedoch angesichts des Pantheons zur Überzeugung, dass ein Besuch Roms mehr wirkliche Begegnung mit Kunst und unserem kulturellem Erbe bedeutet als 100 Stunden Unterricht im Zeichensaal. Wir alle kehrten jedenfalls bereichert und glücklich nach Hause und zehren bis heute von diesen fünf Tagen in Rom.

 
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