![]() Ein Klassenbuch voller unterhaltsamer
Anleitungen
Eine Gruppenarbeit für
die 7. Jahrgangsstufe,
geplant als Unterrichtsequenz
für fünf Doppelstunden zu den Bereichen des Lehrplans:
Mittelalterliche Buchmalerei, Layout und Bilderzählung. von Susanne Damm, Seminar 2004/06 |
Zentrales Thema der Unterrichtssequenz
ist die Gestaltung einer Buchseite, auf der eine selbst gewählte Handlung
in Bild und Text anschaulich und unterhaltsam erklärt wird.
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Nicht jeder Schüler hat
eine wirklich geheimnisvolle Idee, aber die Schüler können die
Erfahrung machen , dass auch einfache Vorgänge in der entsprechenden
Aufbereitung erzählenswert und originell werden.
Die mittelalterliche Buchmalerei
gibt uns das Beispiel ab für die Grundlagen der Seitengestaltung und
die liebevolle Ausführung von Illustrationen und schmückenden
Elementen. Indem die Buchseiten tatsächlich in einem Buch gebunden
werden, erklären sich Funktionen von Layoutelementen wie Bundsteg
und es entsteht eine Gemeinschaftsarbeit, mit der sich die gesamte Klasse
identifiziert.
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![]() Mit Zitronensaft (gibt’s fertig im Supermarkt) und
einem Zahnstocher zeichnen sich die Schüler gegenseitig (auf normales
Kopierpapier). Die Zeichnung bleibt durch den farblosen Zitronensaft aber
unsichtbar.
Anschließend rufe ich die Schüler am
Pult zusammen, wo eine brennende Kerze steht.
Ich zeige, wie die Zaubertinte sichtbar gemacht
werden kann: Einen selbst bezeichneten Bogen Papier halte ich vorsichtig
über die Kerze. Das Papier erhitzt sich und der Zitronensaft wird
braun. Auf meinem „Geheimrezept“ (Abb. links) ist in Zeichnungen erklärt,
wie man Zaubertinte herstellt und sichtbar macht. Ein Schüler darf
die Zeichnung näher betrachten und den anderen erklären. Ein
anderer darf dann sein Portrait unter Aufsicht über der Kerze sichtbar
machen. Jetzt wollen natürlich alle, aber die anderen Portraits nehme
ich mit nach Hause und lege sie bei 150 Grad kurz in den Backofen – Auflösung
in der nächsten Stunde.
Die Schüler sollen nun überlegen, was
sie für Tricks und Tipps kennen, die ein Geheimrezept darstellen:
chemische oder physikalische Experimente, Kochrezepte oder Kosmetiktipps
- unterschiedlichste Rezepte werden genannt.
In der verbleibenden Zeit soll jeder sein Rezept
als skizzenhafte Anleitung aufzeichnen (Bleistift, DinA4).
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Zu Beginn der Stunde hängt die „Auflösung“
der Portraits vom letzten Mal an der Tafel.
Zurück zu den Geheimrezepten:
![]() Im Nachvollzug der Anleitung falten die Schüler
Haus und Frosch und erproben dabei deren Lesbarkeit und Verständlichkeit.
Anschließend besprechen wir, wie die Seiten aufgebaut sind:
Unsere Anleitungen sollen ja eine magische Ausstrahlung
haben und in einem Art Zauberbuch zusammengefasst werden.
Dazu zeige ich eine mittelalterliche Buchseite mit
verzierter Initiale und Bild-Text-Kombination. Hier besprechen wir die
Ränder und ihre Verzierung, Textspalten und die ausgestaltete Initiale.
Im Anschluss daran halten wir die Erkenntnisse in
einem Hefteintrag fest. Eine Buchseite wird aufskizziert, die Fachbegriffe
Bundsteg, Seitensteg, Fußsteg und Kopfsteg, Dachzeile sowie Initiale
und Spalten eingeführt.
Zur Entspannung nach so viel Theorie trimmen die
Schüler ihre zukünftige Buchseite (DinA3) auf alt:
Dazu „vergilben“ sie das Papier (einfaches Kopierpapier)
mit der entsprechenden Mischung Wasserfarben, die sie mit Schwammstückchen
auftragen. Die Schnellen dürfen noch das „Vorsatzpapier“ vergilben
(=erste und letzte Doppelseite).
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![]() Zu Beginn der nächsten Stunde besprechen wir
anhand eines Schülerrezepts aus der ersten Stunde, wie die Elemente
der Anleitung in einem Gestaltungsraster geordnet werden können:
Jeder Schüler entwirft im Heft die Buchseite
neu, nun in organisierter Form. Um ein einheitliches Layout Konzept zu
gewährleisten gibt ein Tafelanschrieb für alle das gleiche Grund-Raster
(die Breiten der unterschiedlichen Stege) vor.
Dazu schreibe ich die einzelnen Arbeitsschritte
der Aufgabe:
In Einzelbesprechungen gehe ich die Entwürfe
mit den Schülern durch.
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In den folgenden 3 Stunden arbeiten die Schüler
ihre Buchseiten aus. Dazwischen wird jeweils mit der ganzen Klasse an einem
konkreten Schülerbeispiel ein bei mehreren Schülern aufgetretenes
Problem exemplarisch besprochen und eine Lösung aufgezeigt.
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Zur Arbeit in einer mittelalterlichen Schreibwerkstatt
und einer Buchbinderei zeige ich Abbildungen. Die Technik des Buchbindens
wird daran erörtert und in einem Arbeitsblatt aufgezeichnet. Während
die anderen noch an ihren Seiten arbeiten, beginnen einige fertige Schüler
die bereits fertigen Seiten an Bünde zu nähen.
Als alle mit der Buchseite fertig sind, soll jeder
Schüler eine „magische“ Namensinitiale, ein Monogramm als Stempel
fertigen. Entwürfe werden ins Heft gezeichnet, auf Gummiplatten übertragen,
ausgeschnitten und auf Pappstücke geklebt. Mit den Monogrammen werden
Buchdeckel und Buchrücken bestempelt. Parallel dazu nähen die
Schüler abwechselnd die Buchseiten zusammen. Das Buch wurde dann parallel
zum weiteren Unterricht und in Nacharbeiten ganz fertig gestellt.
Das Schöne am Buchbinden war für die Schüler
auch die Möglichkeit sich bei dieser Gelegenheit die Buchseiten ihrer
Mitschüler mal ganz genau anzusehen. Da in der anderen 7. Klasse auch
ein Geheimrezeptbuch entstand, wurde das Buch aus der jeweils anderen Klasse
dann auch eifrig gelesen.
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Einband Buchrücken, Buchdeckel, Versatzpapier, Buchblock und Heft. 1. Am Rücken des Buchblocks werden die einstichpunkte markiert
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Ausstellung:
Bei der Großen Kunstausstellung in der Schule
fanden die beiden Bücher auch riesigen Anklang.
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Literatur: |