Seminar am Luitpold-Gymnasium München  für Kunsterziehung an Gymnasien 
Umgang mit Photokopien I 
Thomas Meiringer, Studienseminar 97/99
Aufgabenstellung für die 8. Jahrgangsstufe                  Kunsterziehung am Gymnasium

1. Beispiel: Ein neuer Hut für Kaiser Maximilian

A. Vorbemerkungen
Ziel: Kennenlernen von Albrecht Dürers Holzschnitt: Portrait von Kaiser Maximilian. Finden einer eigenen, originellen Bildidee. 
Inhalt: Zeichnerische Umsetzung im Sinne einer Weiterführung des vorgegebenen Ausschnittes; dabei dient das Ausgangsmaterial (Photokopie) als Anregung und Einstiegshilfe für die Schüler. 
Vorbereitung: Entsprechend dem Lehrplan für die 8. Jahrgangsstufe Punkt 2: Begegnung mit Künstlern: Lebensbilder, erscheint es mir passend, wenn dieser Aufgabe eine kunstgeschichtliche Betrachtung über Leben und Werk Albrecht Dürers als Einführung in die Sequenz vorausgeht. Materialien: Folie von Dürers Maximilian, ausgeschnittener Kopf als Photokopie, evtl. Scheren und Kleber, Federn und Tusche, Bleistift und Papier. 

B. Unterrichtsverlauf

Einführung
* Die Schüler erhalten als Photokopie einen Ausschnitt von Dürers Maximilian, auf dem nur Gesicht und Haare eines Mannes zu sehen sind. Kopfbedeckung, Kleidung, Attribute und Schrift, die den Mann als Kaiser auszeichnen, fehlen offensichtlich.
* Die Schüler sollen Alter, Epoche, Beruf, Stand des Mannes einschätzen.
Aufgabe 
"Erfinde für dieses Gesicht eine Kopfbedeckung und entwickle auch eine dazu passende Kleidung. Kopfbedeckung sowie Kleider sollen Aufschluß über Beruf und Stand des Mannes geben, können aber auch frei aus der Phantasie entworfen werden (Hüte mit Spezialfunktionen oder originelle Ausgestaltung). 
Achte darauf, daß die Kopfbedeckung gut paßt und versuche den Kopf in deine Zeichnung so einzubinden, daß kein Unterschied zwischen Photokopie und deiner Zeichnung zu erkennen ist."
zur Praxis
* Die Schüler erhalten Scheren, schneiden den Kopf aus, kleben ihn in passender Höhe auf ihr Zeichenblatt.
* Die Schüler zeichnen die Hauptlinien mit Bleistift leicht vor und entwickeln ihre Bildidee.
* Die Schüler zeichnen mit schwarzer Tusche und Feder ihr Bild.
Zwischenbesprechung
Zu Beginn der zweiten Unterrichtseinheit wird den Schülern das Portrait von Kaiser Maximilian als Ganzes gezeigt. Symbolische und dekorative Funktion der Kopfbedeckung und der Kleidung wird besprochen - "Kleider machen Leute". 
Besonders habe ich aufgezeigt, wie Dürer es in seiner Graphik schafft, daß der Hut gut "sitzt" (Betrachterperspektive leicht von unten wie ein Untertan, Ellipse). 
Die Mittel der Zeichnung (Punkt, Strich, Linie) werden besprochen. Besonders die unterschiedlichen Funktionen der Linien werden erarbeitet: 
* die formabtastenden Linien, die Wölbungen, Plastizität und Volumen erzeugen 
* Linien, die eine unterschiedliche Materialität und Textur beschreiben 
* Linien, die ornamental geschwungen das Muster im Gewand bilden 
* Linien, die das Muster überlagernd als Kreuz- und Parallelschraffuren einen Hell Dunkel Kontrast erzeugen, den Lichteinfall (Spiel von Licht und Schatten) klären und eine plastische Modellierung schaffen 
* die Linienführung der Schriftzeichen

C. Ergänzungen

* Der Umgang mit Feder und Tusche bietet eine Erweiterung der Aufgabenstellung in Verbindung mit Schriftgestaltung an. Dürers Holzschnitt enthält ebenfalls Schriftzeichen.
* In Bezug auf das Verfahren des Hochdrucks lassen sich Buchstaben, dekorative Elemente, Rahmengestaltung usw. entsprechend zusätzlich in das Bild einfügen.
* Im Anschluß an diese zeichnerische Aufgabe läßt sich das Thema "Kopfbedeckung" auch als plastische Arbeit in verschiedenen Techniken umsetzen.
Schülerarbeiten
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Hintergrund
Zu Dürer
http://www.geocities.com/SoHo/Museum/7853/durerus/dde/drtb7.html
http://www.mbsued.de/