Sitzen als Raumproblem
Unterrichtseinheit für die 6./7. Jgst von Uli Schuster |
Raumgreifende Haltungen der menschlichen
Figur stellen für Schüler nicht nur der Unterstufe ein erhebliches
Problem dar. Neben einer Vermeidungsstrategie auf Seiten der Schüler
lässt sich eine Strategie der didaktischen Hilfestellungen durch den
Lehrer entwickeln. Für das Sitzen kann man aus der Parallelperspektive
so eine Hilfe entwickeln. Beim Sitzen folgt der menschliche Körper
den räumlichen Bewegungen des Stuhls: Die Oberschenkel knicken an
der Hüfte senkrecht zur Achse des Oberkörpers nach vorne ab,
die Unterschenkel bilden vom Knie an dazu wiederum einen rechten Winkel.
Wenn in der 6. Jahrgangsstufe die Regeln der Parallelperspektive am Würfel und Quader zeichnerisch beherrscht werden, sollte es möglich sein einen Stuhl nach diesen Regeln zu zeichnen, auf dem in einem zweiten Abschnitt der Aufgabe eine Figur gesetzt wird. |
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Das Arbeitsblatt war bereits so bemessen,
dass der Stuhl für eine weiterführende Aufgabenstellung verwendet
werden konnte. Das ergänzte Arbeitsblatt wird unter ein hochformatiges
Blockblatt gelegt und so durchgepaust, dass der Stuhl etwa in halber Bildhöhe
schwebt. Das Übertragen einer Zeichnung durch Pausen kann man den
Schülern als ein übliches Kopierverfahren erklären,
das bereits lange vor maschinellen Kopierverfehren her in Malerei, Architektur
und Grafik Anwendung fand.
Vorbereitende Überlegungen: Wenn nun eine Figur auf diesem Stuhl Platz nehmen würde, dann wären ihre Schultern parallel zur Stuhllehne, die Oberschenkel parallel zur Sitzfläche, die Unterschenkel parallel zu den Stuhlbeinen. Durch die Untersicht würde die hintere Schulter tiefer als die vordere liegen und das hintere Bein tiefer als das vordere Bein hängen. Bei den Schuhen würde man den Blick auf die Sohlen haben. In der Unterstufe baut man derartige Problemlösungen in eine erzählerisches Thema ein. Beispiel: "Der fliegende Feuerstuhl"
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Bei aller Liebe zur Popmusik kann auch ein klassisch besetztes Synfonieorchester mit den vielfältigen Instrumenten und in der Perfektion des komplexen zusammenspiels für Zwölfjährige seine Faszination haben. Im Musikunterricht der Untrerstufe werden die Instrumente und die Sitzordnung des Orchesters besprochen, in Musikbüchern finden sich Abbildungen der Instrumente und der Haltung des Spielers beim musizieren. In einer 7. Klasse haben wir eine Liste der notwendigen Instrumente aufgestellt und jeder Schüler konnte sich daraus eines wählen. Wir versuchten eine Charakteristik der Instrumentalisten aufzustellen. Bläser haben dicke Hälse, runde Köpfe und Glatzen. Geiger haben schlanke und lange Finger. Bassisten müssen groß sein und haben lange Arme u.s.w. |
Bei der fertigen Konstruktion wurden die sichbaren Kanten mit schwarzem Stift nachgezogen, denn die sitzende Figur sollte über den Stuhl als Pause auf eigenem Blatt entworfen werden. Warum so umständlich? Die Figur verdeckt einen großen Teil des Stuhls, was zu einer unschönen Überlagerung von Linien und zu einer Radierorgie führen würde. Das Pausen und die zeichnerische Montage sind Abstraktionsvorgänge, die aus dem spontanen Zeichenvorgang einen technisch zu planenden Ablauf machen. Außerdem brauchen wir später die Pause noch einmal, wenn sich nämlich herausstellt, daß auf der linken Seite des Orchesters die Sitzflächen der Stühle nach rechts schauen und sie auf der rechten Seite nach links orientiert sind. Nur so steht der Dirigent auch perspektivisch im Zentrum des Orchesters. Erst wenn die sitzende Figur fertig gezeichnet ist, wird der Teil des Stuhls dazugepaust, der sichtbar bleibt. |
![]() ![]() Als Technik für das Gemeinschaftswerk legte ich die Collage fest. Mit der Decupiersäge hatte ich aus einem dicken Stapel Tonpapier die Stühle ausgesägt. Für die Figuren benötigten wir Tonpapier in nur wenigen Farben, Schwarz und Grau für die Anzüge und Kleider, Weiß für die Hemden und Blusen und eine Hautfarbe für Hände und Köpfe, Gelb und Braun für die Instrumente und Haare. Durch Pausen übertrugen die Schüler ihre Zeichnungen auf das Tonpapier und schnitten die Teile aus. Damit nichts verloren ging, bewahrte jeder seine Teile in einem Kuvert auf. Als Bildgrund nahmen wir eine Sperrholzplatte, auf der mit Tapetenkleister zuerst die Stühle aufgeklebt wurden. Auf die Stühle konnte dann jeder Schüler seine Figurteile und schließlich die Instrumente kleben |
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![]() ![]() Solche Vorgaben schaffen zahlreiche Raumprobleme, für die die Schüler individuelle Lösungen suchen sollen:
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Schülerarbeiten aus Klasse 6c/2002 |