| Luitpold-Gymnasium München Leistungskurs Kunsterziehung |
Die
Barke
Edouard Manet (1832-1883) 1868, Größe 118 x 154 cm, Öl auf Leinwand, Neue Pinakothek, München von Stephanie Waldschmidt, Jahrgangsstufe 12 |
| Eine friedvolle Stimmung geht von Manets Bild „ Die Barke“ aus. Bei längerer Betrachtung meine ich das leichte Schwappen der Wellen gegen den Rumpf des Kahns zu hören. Auf mich wirkt es so, als wäre ein Stück Unbeflecktheit umgeben von fortlaufendem industriellen Geschäftssinn, welcher vom Hintergrund des Bildes verkörpert wird. |
Gegenstand dieses Bildes ist Claude Monet
mit seiner Frau Camille in dessen Atelierboot auf der Seine in der Nähe
von Argenteuil.
Monet, bekleidet mit einem weißen Hemd und einer beigefarbenen Hose
sitzt am Bug des Bootes und betrachtet mit ernster Miene sein angefangenes
Landschaftsbild. Camille sitzt etwas zusammengekauert im Eingang zur blaugestrichenen
Kajüte; ihr Blick ruht ebenfalls auf der Staffelei. Geduldig und verständnissvoll
schaut sie ihrem Mann beim Malen zu. Die Staffelei ist dem Betrachter der
Situation halb zugewandt. Auf der Leinwand läßt sich nur vage
ein Landschaftsabschnitt erkennen. Im Hintergrund sind mehrere Fabrikschlotte
zu sehen. Daraus läßt sich schließen, das die Natur keineswegs
idyllisch und unbefleckt ist, wie die Situation auf den ersten Blick vermuten
läßt. |
Manets Bild hat ein
Querformat, in das die Barke ohne viel Spielraum nach den Seiten eingespannt
ist. Nur in
die Tiefe kann das Auge fast unbeschränkt wandern. Der Blick richtet
sich aber zuerst auf den mittleren, zentralen Bildbereich, in dem Monet,
seine Frau und das angefangene Gemälde zu sehen sind. Monets Kopf
befindet sich in der Nähe des geometrischen Mittelpunktes des Bildformates
(hier sichtbar gemacht durch ein „gedachtes“ Fadenkreuz). Sowohl die Gestalt
Monets als auch die seiner Frau können je in ein Dreieck eingefaßt
werden, welches für Balance und geschlossene Einheit steht. Die größte
Fläche nimmt die Barke ein. Hier kann man sich eine Symmetrieachse
durch die Länge des Schiffrumpfes gezogen vorstellen, die dem Betrachter
das Gefühl von Weite geben soll. Parallel dazu verläuft die Symmetrieachse
des Bootsdaches. |
Diese
Ansammlung von „gedachten“ Linien bringen Symmetrie, Ruhe und Balance ins
Bild,wodurch sich somit auch die die friedliche Stimmung im Bild erklären
läßt. Der tektonische Aufbau im Bildzentrum wird durch einige
geschwungene Linien und durch die skizzenhafte Malweise aufgelockert. Die
"ausgesprochenen" Linien, wie zum Beispiel die dynamischen Begrenzungslinien
des Atelierbootes, vor allem die zu einer liegenden Acht verschlungene
Linie des Bootsdachs, bringen leise Bewegung, Schwanken ins Bild. Die Linien,
die senkrecht zur Begrenzung des Bildformates stehen, sollen das Bildthema
(Monet beim Malen) besonders hervorheben. Als Senkrechte erhebt sich auch
der Bootsmast, der beinahe bis zu oberen Rand reicht. Er ist ein wenig
nach links geneigt, was den Eindruck eines schwankenden Bootes verstärkt.
Zu den Bildrändern hin lockert sich die Struktur. Die Gegenstände
im Hintergrund sind nur noch vage zu erkennen. |
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Zwei Skizzen machen den gestaffelten Aufbau des Bildraums deutlich und rekonstruieren die Situation in einer Draufsicht. Manet befand sich beim Malen der Barke entweder am Ufer, auf einem Steg oder ebenfalls auf einem Boot |
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Bei
Manets Bild „Die Barke“ dominiert die Farbe Blau in ihren verschiedenen
Nuancen. Auch die Farbe Weiß ist in beinahe allen Bildbereichen anzutreffen:
Die Beimischung von Weiß mildert auffallende Farbkontraste ab. Ocker,
Gelb, Rot und Grün nehmen eine sekundäre Stellung in der Farbgebung
ein. Ob Monets gelber Sonnenhut wohl eine ironische Anspielung auf
einen „Heiligenschein“ sein soll? |
Während
im Vordergrund eher wärmere Töne dominieren, wirkt der Hintergrund
kalt und unnahbar. Alle verwendeten Farben tauchen an unterschiedlichen
Stellen wieder auf. Ein auffallender Kalt-Warm-Kontrast besteht zwischen
dem kühlen Blau und den wärmeren gelblich-rötlichen Farbflächen.
Weiterhin ist ein deutlicher Hell-Dunkel-Kontrast sichtbar: Die weiße
Farbfläche hebt sich deutlich von der schwarzen Fläche im Zentrum
des Bildes ab. Auch hebt sich der gesamte eher dunklere Vordergrund vom
hellen Hintergrund ab. Auch sind die Farben im Vordergrund von größerer
Reinheit und Leuchtkraft als im Hintergrund (Intensitätskontrast). |
| Manet setzte sich von der Meinung der meisten Maler ab, die alljährlich im Pariser Salon vertreten waren. Die damals populären Künstler führten den Betrachter mit ihren Bildern weit weg von der Alltagsrealität. Manet ist einer der ersten, der sich diesem Kunstverständniss entgegensetzt. |
| Literatur:
Hugo von Tschudi:" Kampf um die Moderne, von Manet bis Van Gogh", Kammerlohr Band IV, 1. ../schusi/suset.htm Eine Seite der Mitschülerin Laura Schusinski über Manets "Frühstück im Atelier" 2. http://btr0xw.rz.uni-bayreuth.de/cjackson/manet/manet_bio.htm
3. http://www.artchive.com/ftp_site.htm
4. http://www.mystudios.com/manet/manet.html
5. http://www.wetcanvas.com/Museum/Artists/m/Edouard_Manet/index.html
6. http://www.artsednet.getty.edu/ArtsEdNet/Resources/nortonSimon/manet.htm
7. http://www.janaszek.de/bilderatlas.html
8. http://btr0xw.rz.uni-bayreuth.de/cjackson/manet/manet_bio.htm
9. http://www.hearts-ease.org/gallery/19th-c/realist/manet/
10. http://www.xs4all.ch/~androom/dead/manet.htm
11. http://www.ocaiw.com/manet.htm
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