Das Gewerbe der Cosmaten
von Simone Israel
 
Um Mitte des 12. Jahrhunderts und fortwirkend durch das ganze 13. Jahrhundert etablierte sich in Rom ein Familienclan, die Cosmaten. Sie schufen zahlreiche Werke in den Kirchen Roms, die für die römische Kunst des Mittelalters bezeichnend sind.
Diese Handwerker aus der Nähe des Comer Sees, sind auf den Gedanken gekommen, Bruchstücke, die der gewaltige Steinbruch, zu dem die alte Weltstadt Rom zerfallen war, zu sammeln und diese zu neuen Kunstwerken, oft Mosaiken, zusammen zu setzen. Dazu zersägten sie zum Beispiel römische Säulen in feine Scheiben und besetzten sie mit kleineren Werkstücken aus allen Marmorsorten zu dekorativen Mustern wieder zusammen. Ein Beispiel für diese Technik wären die Chorschranken von San Clemente. Der Mittelgang zwischen den Chorschranken, in denen sich auch der Sängerchor versammeln konnte, die "scola cantorum" wurde durch zwölf Säulenscheiben, die mit schönster Ornamentik besetzt waren, hervorgehoben. Bei der Zahl wurde sicher auch an die zwölf Apostel gedacht.
Es war ein Gewerbe, das mehr Spielsinn, als Kunstverständnis erforderte. Die magische Wirkung, die diese Werke auf den Betrachter ausüben, erwächst aus dem Zusammenspiel des alten, kostbaren Materials mit dem neuen mittelalterlichem Verlangen nach Ornamentik. Die genaue Ordnung, die Klarheit der Formen und die Haltbarkeit des Materials, erzeugten im archaischem Bewusstsein die Vorstellung, dass hier ein Bereich von besonderer Sakralität entstanden war, eine Zone des Heiligen, die innerhalb der Kirche einen eigenen Kultbereich bildet
Die Cosmaten schufen zwei bedeutende Kreuzgänge. Den einen findet man in der Lateranbasilika, die Teil des Vatikanstaates ist. Im Mittelalter wurde das Gebäude mehrfach verändert, doch der bedeutenste Eingriff dieser Zeit, war die Anfügung des vor 1240 vollendeten Kreuzganges mit Marmorverkleidung und Mosaikintarsien durch, in diesem Fall die beiden Vassalletto.
Der zweite ist in der Kirche "Santi Quattro Coronati", was soviel bedeutet, wie die "Vier (mit der Märtyrerkrone) Gekrönten". Es handelt sich hierbei um Severus, Severianus, Carpoforus und Vittorinus, nach einer Legende römische Soldaten, nach einer anderen pannoische Steinmetze, die ihres Christlichen Glaubens wegen getötet wurden. Die im 4. Jahrhundert erbaute und im 9. Jh. erweiterte Basilika wurde nach der Zerstörung durch die Normannen (1084) von Papst Paschalis II. 1111 in neuer Form wieder aufgebaut und der Kreuzgang angefügt.
 
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