Der Petersdom, Baugeschichte, wichtigste Kunstwerke
von Maximilian Kriz
 

Der Petersdom in Rom ist die berühmteste und zugleich größte Kirche der Welt.

Hier hat der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche und als Bischof von Rom seinen Sitz. Doch das war immer so, 1377 wurde der Petersdom zum offiziellen Papstsitz erklärt. Bis dahin residierten die Päpste in der römischen Lateran-Basilika. An der Stelle, wo der heutige Petersdom steht, wurde im Jahr
67 der Heilige Petrus begraben - ganz in der Nähe des Nero-Zirkus, wo er gekreuzigt wurde. Über dem Grab ließ Kaiser Konstantin von 315 bis 349 die erste Peterskirche bauen. Alt-St.-Peter lag damit weit außerhalb der Stadt Rom am Abhang des vatikanischen Hügels, an dem beträchtliche Höhenunterschiede
ausgeglichen werden mussten. Die fünfschiffige Basilika war nach dem Exil der Päpste in Avignon dem Verfall nahe. Nikolaus V. beschloss daher 1452 einen Neubau. Drei Jahre später wurden die Bauarbeiten fast für ein halbes Jahrhundert unterbrochen. Zu den Architekten gehörten so große Namen wie Raffael,
Bernini und Michelangelo. Die Fertigstellung der prächtigen Kuppel erlebte Michelangelo nicht mehr. Sie wurde 1593 geweiht

Schon die Eingangshalle wirkt wie eine riesige Kirche (71m lang, 14m breit). In der rechten Ecke steht ein von Bernini geschaffenes Reiterstandbild Kaiser Konstantins. Die Bronzetür davor ist die berühmte heilige Tür (Porta Santa). Die Pforte ist normalerweise zugemauert und wird nur alle 25 Jahre zum Heiligen Jahr geöffnet. Durch sie müssen die Gläubigen schreiten, um das Heil zu erlangen (Joh 10,9). In einer besonderen Feier hat der Papst vor Beginn des Jahres mit einem dreifachen Hammerschlag die Pforte geöffnet. In einer weiteren Zeremonie wird der Heilige Vater sie zum Jahresende wieder schließen. Inschriftafeln über der Porta Sancta erinnern an das reguläre Heilige Jahr 1975 sowie an das außerordentliche Heilige Jahr 1983, anläßlich des 1950. Todestages Christi. Die Tafeln an der Pforte, die für das Heilige Jahr 1950 geschaffen wurden, zeigen biblische Szenen zur Erbsünde, Heilsgeschichte und zur Vergebung

Durch das Mittelportal geht es in das Hauptsc . Gleich auf der rechten Seite steht die berühmte Pietä des Michelangelo hinter einer Glasscheibe. Die Kuppel über dem Altar wurde von Michelangelo entworfen und ist 119 m hoch. Im Zentrum der Kirche - unter dem Papstaltar - befindet sich das Petrusgrab. Hier brennen Tag und Nacht 99 Kerzen. Besucher können hinabsteigen und auch die Gräber
von vielen anderen Päpsten besichtigen, auch des kürzlich selig gesprochen Johannes XXIII. sowie seiner Nachfolger Paul VI. und Johannes Paul I. Der Papstaltar wird von einem 29 Meter hohen Bronzebaldachin überdacht: ein Meisterwerk des Barock von Bernini. Die abgebildeten Bienenschwärme
weisen auf das Wappen des Auftraggebers Urban dem Achten hin. Nur der Papst ist berechtigt, hier die Messe abzuhalten Die Fertigstellung brauchte neun Jahre (1624 bis 1633). Die Säulen wiegen 37 t. Auf dem Fußboden des Domes sind die Längenmaße der größten Kirchen der Welt eingezeichnet.

Bekannt ist auch ein Bronzebild des sitzenden Petrus. Sie wurde vermutlich von Arnolfo die Cambio im 13. Jahrhundert geschaffen. Der rechte Fuß des Apostelfürsten ist ganz blank gerieben: Die Gläubigen berühren oder küssen ihn beim Vorbeigehen. Bernini schuf 1657 bis 1666 die prächtige Cathedra Petri.,
Dieser Stuhl diente im 11. Jahrhundert Karl dem Kahlen als Thron.

Am rechten Pfeiler neben dem Papstaltar steht die Statue des sitzenden Petrus aus dem 13. Jahrhundert, deren Fuß von den Ehrenbezeugungen der Gläubigen schon ganz blank geworden ist. Ganz hinten, in der Apsis beim Hauptaltar, befindet sich der berühmte Heilige Stuhl, mit dem die katholische Kirche gerne identifiziert wird, auch er wurde von Bernini geschaffen. Der Bronzethron ist nur eine Hülle für eine alte Reliquie, den Stuhl des Petrus und seiner ersten Nachfolger.

Sehenswert ist auch die Kuppel des Doms. Man muß aber nicht den beschwerlichen Weg zu Fuß machen (537 Stufen), sondern kann mit dem Aufzug nach oben fahren. Vor allem kann man die von Michelangelo entworfene Kuppel in allen Einzelheiten aus der Nähe betrachten. Hier hat man einen herrlichen Blick über die Vatikanischen Gärten und die Zweckbauten des kleinen Kirchenstaates.

Hinter der Petrusstatue führt eine schmale Treppe zu den Vatikanischen Grotten, in denen 164 Päpste begraben liegen. Achtung: Wer einmal die Treppe hinuntergegangen ist, kann nicht mehr umkehren. Der Weg führt dann direkt ins Freie.

 
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