Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle
von Maximilian Habs
 

MICHELANGELO BUONARROTI, eigentlich Michelagniolo di Ludovico di Buonarroto Simoni

*6.3. 1475 in Caprese (heute Caprese Michelangelo) im Casentino bei Arezzo,
+ 18.2. 1564 in Rom; Grab in Sta.Croce, Florenz

Bildhauer, Maler, Baumeister und Dichter. Hauptmeister der ital. Hoch- und Spätrenaissance.

Er arbeitete 1495-1501 in Rom (Bacchus, Pietà), 1501-05 in Florenz (David).
1505 begann er in Rom die Arbeit am Julius-Grab (S. Pietro in Vincoli);
1508-12 schuf er die Gewölbefresken der Sixtinischen Kapelle nach Themen aus der Schöpfungsgeschichte.
Ab 1517 arbeitete er in Florenz an der Grabkapelle der Medici-Herzöge in S. Lorenzo (1520-34); nach Aufenthalten in Ferrara u. Venedig (1529) war er ab 1534 wieder ständig in Rom tätig (Fresken des "Jüngsten Gerichts" in der Sixtin. Kapelle, 1536-41; Pietà Rondanini, seit 1555; Entwürfe für den Petersdom und dessen Kuppel, Palazzo Farnese und Kapitolsplatz).

Michelangelo knüpfte als Maler an Giotto und Masaccio an und entwickelte einen Stil von plastisch gesehener Körperbewegung und heller Farbigkeit. Die großen Fresken der Spätzeit enthalten in ihren Gebärden Elemente des Manierismus. Als Bildhauer ging er unter anderem von Donatello aus. Sein plastisches Frühwerk bildet den Höhepunkt der Hochrenaissance. Seine Bauwerke nehmen Elemente des Manierismus und Barocks vorweg. Als Dichter setzte Michelangelo die von Dante und Petrarca begonnene Tradition fort.
2.Das Bauwerk :

Die Sixtinische Kapelle wurde zur Zeit von Papst Sixtus IV della Rovere zwischen 1475 und 1483 nach Baccio Pontellis Entwürfen erbaut. Giovannino de' Dolci war der Baummeister. Der rechteckige Grundriss ist 40,93 Meter lang und 13,41 Meter breit ( vgl. Solomon Tempel - Altes Testament ). Das Gewölbe der Sixtinischen Kapelle erschließt sich in 20,70 Metern Höhe und fasst auch die seitlichen Zentralfenster ein.
Die Fresken kleiden den Innenraum fasst vollständig aus und wurden 1482 bis 1483 von toskanischen und umbrischen Meistern ( Pietro Perugino, Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio, Cosimo Rosselli, Luca Signorelli ) in 16 Wand-Szenen erstellt. Themen sind zum Beispiel das Leben Moses und das Leben Christi. Später ( 1508 ) wurde Michelangelo von Papst Julius II della Rovere beauftragt, die Decke neu zu bemalen. Zudem fertigte Michelangelo das Altar-Fresko „Das Jüngste Gericht“ ( 1535 - 1541 ) an.
Die sixtinische Kapelle kann als Heiligtum der Renaissance bezeichnet werden.

3.Michelangelos Fresken :

Auf Drängen des Papstes Julius II. nahm Michelangelo 1508 den Auftrag für das riesige Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle an. Michelangelo durfte seine Entwürfe und sein eigenes Programm entwickeln. Er arbeitete zurückgezogen und fasst ganz alleine an dem riesigen Werk. Bis 1512 malte Michelangelo ohne jede Hilfe die Fläche des Gewölbes von 800 qm. Er schuf ein Werk von epochaler Bedeutung. Michelangelo erfand eine großartige Scheinarchitektur, welche der tatsächlichen Form der Wölbung folgt und setzt in die Architektur Szenen von heroischer Dimension. Das Gewölbe umfasst in den neun Mittelfelder die Schöpfung und den Sündenfall, sowie die Erwartung der Erlösung. Als belebende Krönungen sitzen auf den Pilastern unbekleidete Jünglinge, die „Ignudi“, paarweise einander zugekehrt. In den Gewölbefüßen befinden sich die großartigen Sibyllen und Propheten.


Bild 2 : Deckenfresko „die Erschaffung des Menschen“


Bild 3 : Die Delphische Sibylle, Detail


Bild 4 : Der Prophet Jesaias

24 Jahre nach Vollendung der Sixtinischen Decke wurde der 60 jährige Michelangelo von Paul III. zu einem neuen Auftrag berufen : an der Chorwand der Sixtinischen Kapelle, auf einer Fläche von 226qm, das „Jüngste Gericht“ zu gestalten. Zwischen 1563 und 1541 malte Michelangelo dort das Ende der Menschheitsgeschichte. Der übliche Bildaufbau der Renaissance und die traditionelle Ikonographie erfuhren grundlegende Veränderungen.


Bild 4 : Die Gesamtkomposition : Zur Gewinnung der riesigen Fläche wurden zwei Fenster vermauert und zwei Fresken Peruginos sowie zwei Lünettenfresken Michelangelos zerstört. Das Geschehen des Jüngsten Gerichtes ereignet sich in einem „Raum ohne Grenzen“.

 
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